Deutsche Bahn 2024: Zwischen Krise und Aufbruch – Eine Bilanz mit Blick in die Zukunft
Die Deutsche Bahn (DB) blickt auf ein turbulentes Jahr 2024 zurück, das von finanziellen Verlusten, infrastrukturellen Herausforderungen und einem ambitionierten Sanierungsprogramm geprägt war. Gleichzeitig wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.
Wir beleuchten die zentralen Entwicklungen, analysieren die Ursachen der aktuellen Probleme und werfen einen Blick auf die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation.
Finanzielle Schieflage: Milliardenverluste trotz staatlicher Unterstützung
Im Jahr 2024 verzeichnete die Deutsche Bahn einen Nettoverlust von rund 1,8 Milliarden Euro. Der operative Verlust belief sich auf etwa 333 Millionen Euro. Hauptursachen waren Streiks, extreme Wetterereignisse und eine marode Infrastruktur.
Trotz staatlicher Zuschüsse in Höhe von rund drei Milliarden Euro und dem Verkauf der Auslandstochter Arriva zur Reduzierung der Verschuldung blieb die finanzielle Lage angespannt.
Pünktlichkeit auf historischem Tiefstand
Die Pünktlichkeit der Fernzüge erreichte 2024 mit nur 62,5 Prozent einen historischen Tiefstand. Besonders im Juni ’24, während der Fußball-Europameisterschaft, waren fast 50 Prozent der Züge verspätet.
Hauptursachen waren eine überlastete und störanfällige Infrastruktur sowie unvorhergesehene Bauarbeiten. Die daraus resultierenden Entschädigungszahlungen an Fahrgäste beliefen sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Ursachen der Krise: Streiks, Wetterextreme und Investitionsstau
Mehrere Faktoren trugen zur aktuellen Krise bei:
- Streiks: Arbeitskämpfe, insbesondere durch die Lokführergewerkschaft GDL, verursachten Kosten von rund 300 Millionen Euro.
- Wetterextreme: Überflutungen und andere extreme Wetterereignisse führten zu erheblichen Schäden an der Infrastruktur.
- Investitionsstau: Jahrelange Unterinvestitionen haben zu einem maroden Schienennetz geführt. Erst 2024 wurden Investitionen von knapp 17 Milliarden Euro getätigt, um die Infrastruktur zu modernisieren.

ICE der Deutschen Bahn | Bild: Portraitor, pixabay.com, Inhaltslizenz
Sanierungsprogramm „S3“: Hoffnung auf Besserung
Mit dem Sanierungsprogramm „S3“ plant die Deutsche Bahn bis 2027 eine umfassende Erneuerung der Infrastruktur. Ziel ist es, die Pünktlichkeit im Fernverkehr auf 75 bis 80 Prozent zu steigern. Dazu sollen 41 stark frequentierte Streckenabschnitte grundlegend saniert werden. Die Investitionen sollen auf dem Niveau von 2024 fortgeführt werden, um langfristig die Qualität des Zugverkehrs zu verbessern.
Personalabbau und Digitalisierung: Effizienzsteigerung im Fokus
Um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, plant die Deutsche Bahn den Abbau von rund 30.000 Vollzeitstellen bis 2029, hauptsächlich in der Verwaltung. Dieser Schritt soll durch verstärkte Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen begleitet werden.
Ausblick: Zwischen Herausforderungen und Chancen
Trotz der aktuellen Herausforderungen gibt es positive Entwicklungen:
- Finanzielle Stabilisierung: Durch staatliche Unterstützung und den Verkauf von Tochterunternehmen konnte die Verschuldung reduziert werden.
- Investitionen in die Infrastruktur: Die hohen Investitionen in das Schienennetz, u.a. durch die bereits laufende Generalsanierung, sollen langfristig zu einer verbesserten Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit führen.
- Fokus auf das Kerngeschäft: Durch die Konzentration auf den Personen- und Güterverkehr in Deutschland will die Bahn ihre Kernkompetenzen stärken.
Allerdings bleiben Herausforderungen bestehen, insbesondere im Bereich der Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die eingeleiteten Maßnahmen die gewünschte Wirkung erzielen und die Deutsche Bahn wieder auf Erfolgskurs bringen.
Dass aber die sich gerade formierende neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD dieser Aufgabe gerecht werden, darf bezweifelt werden. Dazu trägt nicht zuletzt die autobesessene CSU bei. Zwar hat man sich bereits vorab ein „Sondervermögen Infrastruktur“ genehmigt. Doch ist in diesem nicht ausgeschlossen, dass das Geld auch für den Neubau von Autobahnen und Fernstraßen ausgegeben werden kann, statt komplett auf Sanierung der bestehenden Strecken und den Ausbau der Schieneninfrastruktur zu setzen. Das dürfte ein großer Fehler sein.
Fazit
Das Jahr 2024 war für die Deutsche Bahn von erheblichen Herausforderungen geprägt. Gleichzeitig wurden wichtige Schritte unternommen, um die Infrastruktur zu modernisieren und die Effizienz zu steigern. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen und die Bahn zukunftsfähig zu machen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
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[Letzte Aktualisierung am 2.04.2025 um 21:45 Uhr / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]