Ryanair Streik: Kommt jetzt das Ende der Billigfliegerei?
In vielen europäischen Ländern streiken heute die Piloten von Ryanair. Neben Flugausfällen könnte dies aber auch eine größere Bedeutung bekommen.
Am heutigen Freitag geht bei Ryanair nur sehr wenig. Neben den Piloten in Deutschland streiken gleichzeitig auch ihre Kollegen in Schweden, Belgien und Irland. Piloten in den Niederlanden wollen sich ebenfalls anschließen. Damit kommt der Flugbetrieb ausgerechnet während der wichtigen Ferienzeit ins Stocken, und genau das ist ja das Ziel der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, die ihre Mitglieder zu dieser 24-stündigen Arbeitsniederlegung aufgerufen hat.
Streik bei Ryanair
Zwischen 03:01 Uhr Freitagmorgen und 02:59 Uhr Samstagmorgen können alle Verbindungen von Ryanair in den oben genannten Ländern vom Streik betroffen sein, und damit entweder ganz ausfallen oder sich verspäten.
Vorsorglich hat Ryanair für heute bereits hunderte Flüge in Europa gestrichen, weitere Auswirkungen auf den Flugplan heute und in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus wird es in den kommenden Wochen immer wieder zu Streiks der Piloten kommen, zumindest solange Ryanair nicht deren Forderungen erfüllt.
Zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen in der Kabine wollen die Piloten bessere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Dazu zählen vor allem nationale tarifliche Vereinbarungen, die auch für alle im jeweiligen Land stationierten Piloten und Flugbegleiter gelten. Bisher hat Ryanair u.a. weder Gewerkschaften akzeptiert, noch wurden sämtliche Angestellten direkt von Ryanair beschäftigt, vielmehr gibt es „selbständig arbeitende“ Piloten und viele Verträge mit Subunternehmen und Zeitarbeitsfirmen. Dies soll sich nun ändern, dafür streiken heute die Piloten.
Ryanair muss die Arbeitsbedingungen verbessern
Die Forderungen der Ryanair Mitarbeiter sind verständlich, wenn auch deren Arbeitsbedingungen heute nichts mehr Außergewöhnliches sind. Derartige Beschäftigungs- und Bezahlungskonstrukte kennt man zuhauf auch aus anderen Branchen, beispielsweise der fleischverabeitenden Industrie. Seitdem die soziale Marktwirtschaft aufgegeben wurde und der Kapitalismus ungehemmt austoben darf, sind prekäre Beschäftigungen, Zeitarbeitsverträge, Subunternehmer und Scheinselbständigkeit eher der Normalzustand als die Ausnahme geworden.
Was mit der Agenda 2010 begann ist nun in frühkapitalistische Zustände á la Manchester gemündet. Das muss sich nun dringend wieder ändern. Und die Politik ist zusammen mit dem Gesetzgeber die einzige Kraft, die sich dafür einsetzen kann und muss, daß die Uhr wieder zurück gedreht und auf dem Arbeitsmarkt wieder bessere Zustände herrschen.
Ein Michael O’Leary, der bislang immer damit geprahlt hatte, die Gewerkschaften erfolgreich aus dem Unternehmen Ryanair herausgehalten zu haben, wird sich dem Druck beugen müssen, wenn der Druck nur groß genug wird. Dafür müssen die Gewerkschaften sorgen, es muß aber auch ein Umdenken bei den Kunden sprich Passagieren einsetzen. Erst wenn man ein bedrückendes Gefühl bekommt oder sich gar schämt, mit Ryanair zu fliegen, weil die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Ryanair Mitarbeiter so schlecht sind, werden die Passagiere diese Airline meiden.
Und an genau diesem Punkt sind wir heute. Natürlich sind die Ticketpreise bei Ryanair und anderen Billigfliegern nicht nur deshalb so günstig, weil Piloten und Flugbegleiter ausgebeutet werden. Das zu denken wäre quatsch. Die Zusammensetzung der Ticketpreise ist viel komplizierter. Da zählen Flottenmanagement, Organisation, Steuervergünstigungen, Einkaufspolitik, Service und dafür fällige Gebühren, Flughäfen und vieles mehr eine viel größere Rolle. Ganz unter Tisch fallen, kann die vergleichsweise geringe Entlohnung jedoch nicht.
Kommt jetzt das Ende der Billigfliegerei?
Ryanair Boss O’Leary tut also gut daran, seine Mitarbeiter ordentlich zu bezahlen und die Arbeitsbedingungen für alle in der Airline deutlich zu verbessern. Das dürfte ihm als Marketing-Profi längst bewußt sein. Davon abgehalten hat ihn bislanf wohl nur das geringe Interesse seiner Kunden an diesen Arbeitsbedingungen.
Das dürfte sich nun geändert haben und damit dürfte sich auch das Geschäftsmodell ändern. Nur noch billig auf Teufel komm raus, wird Ryanair nicht mehr am Markt agieren können. Bessere Arbeitsbedingungen werden gefordert und Ryanair wird diese Forderungen erfüllen müssen, will man das eigene Image positiv besetzen.
Das wird sich jedoch auch auf die Ticketpreise auswirken. Steigende Personalkosten wird Ryanair nicht über höhere Gebühren und noch weniger kostenlosen Service ausgleichen können. Das geht nur über mehr Einnahmen, sprich höhere Ticketpreise. Das Ende der totalen „Geiz ist geil“ Zeit ist damit auch für die Fliegerei gekommen.
Die Billigflieger wird es allerdings trotzdem weiter geben, denn Vergleich zu einer Lufthansa* sind auch 10 oder 20 Prozent teurere Tickets von Ryanair und anderen Billigfliegern immer noch erstaunlich günstig.
Passagierentschädigung
Bist du vom Streik bei Ryanair betroffen? Ist dein Flug ausgefallen oder fand dieser nur erheblich verspätet statt? Dann steht die wahrscheinlich eine Fluggastentschädigung zu. Abhängig von der Flugzeit stehen dir bei Verspätungen Entschädigungszahlungen von bis zu 600 EUR zu.
Lass jetzt deine Ansprüche gegen die Airline von Profis checken*. Diese berechnen dir ihre Koste nur im Erfolgsfall, nur wenn du tatsächlich etwas von der Airline bekommst. Das klingt doch fair und ist für dich risikofrei. Prüfe jetzt deine Ansprüche!
Anzeige
[Letzte Aktualisierung am 2024-11-03 at 19:20 / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]