Lufthansa baut Streckennetz um
Germanwings übernimmt in Zukunft alle Direktverbindungen.
Lange war spekuliert wurden, nun ist es amtlich. Germanwings, die 100%-ige Tochter der Deutschen Lufthansa AG, übernimmt ab kommenden Jahr alle Lufthansa-Direktflüge, die jenseits der Drehkreuze Frankfurt/Main und München stattfinden. Dafür wird die Billigairline massiv um- und ausgebaut. Nur der Name bleibt glücklicherweise erhalten, hatte man doch zwischenzeitlich Gedankenspiele, die neue Direktflugairline „Direct4U“ zu nennen. Die Flotte soll von heute 30 auf 90 Flugzeuge anwachsen. 18 Mio. Passagiere sollen dann pro Jahr unter dem Motto „günstig, aber nicht billig“ transportiert werden.
Die Lufthansa selbst will dann nur noch die Verbindungen von und nach München und Frankfurt und alle Langstreckenflüge ab München, Frankfurt und Düsseldorf unter eigenem Namen und mit eigenem Fluggerät und Personal fliegen. 30 Flugzeuge sollen umlackiert werden und dann zur Direktflugairline wechseln. Ebenso die „überzähligen“ rund 1.000 Flugbegleiter und 300 Piloten. Diese sollen möglichst zahlreich bei Germanwings einen Job finden. Viele werden aber wohl auch den Konzern verlassen müssen. Spezielle Angebote sollen ihnen dabei helfen.
Dieser Radikalumbau kommt nicht von ungefähr. Die Margen im Luftfahrtgeschäft bröckeln seit Jahren und Konkurrenten, wie Easyjet, Ryanair oder Air Berlin, machen der Lufthansa mächtig zu schaffen. Auch die Politik tut alles dafür, damit der Luftfahrtstandort Deutschland im internationalen Vergleich immer schlechter dasteht. Die von der schwarz-gelben Bundesregierung Anfang 2011 eingeführte Luftverkehrabgabe hat zu Rückgängen bei den Buchungen geführt und die Einkommensstatistik der Flughäfen und Airlines negativ beeinflußt. Ryanair hat u.a. wegen dieser Steuer zahlreiche Verbindungen in Deutschland gestrichen.
Lufthansa versucht nun das Prinzip der Billigairlines zu kopieren und so das defizitäre Europa- und Deutschland-Geschäft in den Griff zu bekommen. Billige Tickets sollen wieder mehr Passagiere in die Maschinen locken. Zusätzlich sollen die Kosten durch Besinnung auf das Kerngeschäft, nämlich den Transport der Passagiere von A nach B ohne irgendwelchen Schnickschnack, und ein niedrigeres Tarifgefüge gesenkt werden.
Die Gewerkschaft UFO befürchtet, daß die Flugbegleiter der neuen Germanwings bis zu 40 Prozent weniger als ihre Kollegen bei der Lufthansa verdienen werden. Die Zeichen stehen deshalb weiterhin auf Kampf. Der letzte Streik der Flugbegeleiter liegt ja noch gar nicht so lange zurück und dieser Arbeitskampf ist auch noch gar nicht endgültig ausgestanden, da kommt die Lufthansa-Führung jetzt mit diesen neuen Plänen. Neue Streiks sind deshalb nicht ausgeschlossen.
Das kommende Jahr wird für den innerdeutschen und europäischen Direktflugverkehr sehr interessant werden. Sollte die neue Germanwings wie geplant an den Start gehen können, dann dürften auch die Ticketpreise etwas nachgeben. Immer vorausgesetzt, es gibt genügend Konkurrenzverkehr. Auf den Rennstrecken nach Frankfurt und München wird Lufthansa wohl vorerst Platzhirsch bleiben und weiterhin Mondpreise von den Passagieren verlangen.
Quelle: Handelsblatt
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